Statement Prof. Dr. Rémi Tchokothe

"Sprachkultur ist wesentlich im Leben von Afrikaner:innen"

Drucken

Prof. Dr. Rémi Tchokothe (© Herby Sachs)

Rémi Tchokothe ist seit Herbst 2020 Tenure-Track-Professor für afrikanische Literaturen an der Universität Wien. Er forscht unter anderem zu Swahili-Literatur und frankophoner Literatur des Indischen Ozeans. Tchokothe arbeitet feldforschungsorientiert, wichtig ist für ihn der Austausch zwischen akademischer Welt und Gesellschaft. 

Warum ich beim Gespräch dabei bin

"If you read an author in a language they were taught by force, you might understand them. If you read them in their language, you will enter their worlds." [Eine Autorin in einer Sprache zu lesen, die ihr aufgezwungen wurde, bedeutet, die Autorin in etwa zu verstehen. Sie in ihrer eigenen Sprache zu lesen, öffnet Dir die Türe zu ihren Welten].

Bezogen auf literarische Texte sind diese Zeilen meine freie Übersetzung des bekannten Zitats von Nelson Mandela: "If you speak a language they understand, you speak to their head. If you speak in their own language, you speak to their heart." [Sprichst Du mit jemandem in einer Sprache, die er versteht, so erreichst Du seinen Kopf. Sprichst Du mit ihm in seiner eigenen Sprache, so erreichst Du sein Herz.] 

Afrikaner:innen bringen in der Regel ganz unterschiedliche Sprachkulturpakete mit nach Deutschland. Für mich sind das wertvolle Ressourcen unter anderem für ihren psycho-emotionalen Ausgleich, ihre gelungene Integration und für kreative Produktivität. Damit sich diese Personen entfalten können, benötigt es Akzeptanz, Offenheit und Wertschätzung dieser einmaligen Sprachkulturpakete – sowohl aus der Gesellschaft wie aus der Politik.

Bei der Veranstaltung "Von Afrika lernen" möchte ich gerne über diese Fragen reden: Was können 'arme' Frankfurter:innen von ihren 'reichen' afrikanischen Mitbürger:innen lernen? Welche Bedeutung können literarische Texte auf Swahili oder Wolof für die Frankfurter Gesellschaft haben? Welche Praktiken der Sprachförderung können die vielfältigen Kompetenzen mehrsprachiger Afrikaner:innen zur Geltung bringen?

Die Veranstaltung ist zeitgemäß, weil die Sprachkulturen ein wesentlicher Teil des sozialen und kulturellen Lebens der Afrikaner:innen sind – und auch, in einem breiteren Sinne, ein Aspekt des Lebens aller Menschen in Deutschland. Außerdem bietet so eine Veranstaltung den Raum, sich mit Begriffen zusätzlich zur "Muttersprachenlogik" auseinanderzusetzen.

Links zu Beiträgen von & mit Prof. Dr. Rémi Tchokothe